Bauberichte
17.11.2013 Junkers JU-52 (Tante JU) von Graupner elektrisch - Bericht von Ralf Heuser
Ich hatte in meinem Bestand noch den betagten Baukasten einer JU-52 (mindestens 22 Jahre alt) der Fa. Graupner. Ursprünglich waren 3 Bürstenmotoren vorgesehen. Da ich beruflich gerade relativ eingespannt war, fragte ich meinen Vereinskollegen Josef Kreitz, ob er Lust hätte, mir das Modell bis zur Bespannung zu bauen. Da er gerne mit Holz baut, sagte er spontan zu. Es reizte ihn, nach langer Zeit, ein Modell dieser Bauart zu fertigen, zumal man heute, im Zeitalter der ARF Modelle, derartige Bausätze kaum noch im Handel erhält. Auf dem Originalkarton befand sich noch ein Preisschild der Fa. Bastler-Magazin Scholz aus Düren. Man höre und staune: damals kostete der Baukasten bereits 286,50 DM. Für ein Modell der Größenordnung von 1,50 m Spannweite, auch nicht gerade billig.
Als er den Karton öffnete kam ihm eine Vielzahl von Brettchen und Leisten entgegen. Die Spanten und Rippen waren vorgestanzt (heute wäre sie gelasert gewesen) und konnten mühelos ausgedrückt werden. Nur wenige mussten etwas nachgearbeitet werden. Auch war die Passgenauigkeit sehr gut. Damalige Graupner Baukästen waren schon immer für ausgezeichnete Verarbeitung bekannt.
![]()
Der Aufbau des Modells war fast problemlos. Allein die Motorverkleidungen und Hauben bedurften einer präzisen Anpassung an Tragfläche bzw. Rumpf. Ich wollte, aus nahe liegenden Gründen, Brushless-Motoren installieren. Daher mussten die Motorträger umgestaltet werden. Auch wurden 3 Regler, nicht alle im Rumpf, sondern 2 in den Motorgondeln vorgesehen. Hierdurch war lediglich das Steuerkabel für die Regler und die Stromkabel für die Motoren in den Flächen zuverlegen. Hierzu verwendete Josef schon länger die so genannten Mallorca Strohhalme. Man kann dann die Kabel mühelos einfädeln. Sowohl die Querruder, als auch die Landeklappen, wurden mit in der Tragfläche verbauten Servos angelenkt. Das Höhen- und Seitenruder wurde über Bowdenzüge angelenkt.
Bespannt ist die JU-52 mit silberfarbiger Oracover Bügelfolie und gibt hiermit dem Modell ein vorbildähnliches Outfit. Auf den Wellblechckarakter wurde aus Gründen des Bauaufwandes und Gewichts verzichtet. Die Bemalung und Kodierung wurde von mir später selbst vorgenommen.
Die Fotos zeigen das Modell im Rohbau und im fast fertigen Zustand.
Fotos: Josef Kreitz
![]()
![]()
![]()
Teil 2 - Einbau der Komponenten (Fotos Ralf Heuser)
Im Oktober 2013 wurde mir von Josef meine JU-52, perfekt gebaut und bespannt, übergeben. Wie verabredet, waren die Motoren und Regler noch nicht eingebaut, da ich sebst nach Brushless-Motoren schauen wollte. Die, im Baukasten enthaltenen, Graupner 400 Speed Bürsten-Motoren wollte ich wegen der Ineffizienz nicht verbauen.
![]()
Motorenwahl
Zunächst schaute ich nach Motoren mit Front- bzw. Heckflantsch (Outrunner), da die Inrunner deutlich schwerer, aber auch deutlich teurer waren. Im März diesen Jahres dann nahm ich mir ein Herz und kaufte bei Derkum in Köln über das Internet drei Sets, jeweils bestehend aus einem BL-Motor AL2814 und einem Regler 20A BEC Eco.
Die Motoren haben die Abmessungen: 28 x 22.5 mm, einen Leerlaufstrom von 0.7A und wiegen 41g (ein 400 Speed aus "der guten alten Zeit" hat mal satt 79g).
Die Stromaufnahme liegt unter 11 A (Vollast mit den kleinen 7x4 Propellern) und die Schubkraft bei ca. 700g. Bei den drei Mototen rechne ich mit einer enormen Schubkraft.
Kleiner Tip:
Wenn ihr mit der rechten Maustaste auf den Bildern "in neuem Tab öffnen" geht, habt ihr die Bilder in einem nächsten Tab in groß.
![]()
![]()
![]()
![]()
Die Motoraufhängungen
Da die BL-Motoren jedoch einen Heckflansch haben, musste ich mir nun Gedanken über eine Art Sperrholzbrett (Brandschott) in den Motorgondeln machen, da das Anflanschen der Motoren in Flugrichtung und nicht wie vorgesehen mit Blechschellen 90° queren zur Flugrichtung erfolgen musste.
Zu diesem Zweck besuchte ich meinen Freund Thomas Knauf, damit er mir auf der Fräse Holzteile anfertigen könnte. Ein kurzer Blick von ihm auf das geforderte Werkstück und er ging an seinen PC, wo er mit der Software Solidworx einen kompletten Motorträger konstruierte. Nach 30 Minuten schickte er die Zeichnung per Mail an eine Firma in Holland, die das Teil, eine Aluminium-Kuststoffverbindung, Laser-sintert.
Nach vier Tagen bekam ich ein Päckchen mit drei Motorhalterungen aus einem unglaublich leichten, aber schlag- und hitzefestem Material, welche - noch unglaublicherweise - ohne irgend eine Nacharbeit in die Holzspannten der Gondeln passten und die Schrauben der Motoren in den sauberen Bohrungen aufnahmen. Auf dem Bild sind die Halterungen, der eingebaute BL-Motor und der alte 400er Graupner-Bürstenmotor zum Vergleich zu sehen:
Die Regler
Als nächste Aufgabe kam das Einsetzen der Regler. Die Frage war: alle Regler in den Rumpf und lange, dreipolige Kabel zu den Motoren, oder Regler in die Fläche jeweils zu dem dazugehörigen Motor. Bei der ersten Lösung hätte man nur die drei Käbelchen zu verlegen. In der anderen Version jedoch zwei dickere und die Servo-Steuerleitung. Jedoch würden die drei Regler im Rumpf vielleicht zu warm und ausschlaggebend war dann die Tatsache, dass auf den drei Kabeln zum Motor eine Art Hochfrequenz liegt, so dass diese Verbindung wegen möglicher Störeinflüsse auf den Empfänger möglist kurz sein sollte. Daher entschloss ich mich, die Regler mit in die Godeln zu bauen und sie dem Propeller-Luftstrom auszusetzen.
Nun kam die Fleißarbeit des Lötens. Alle Steuerleitungen mussten mit Steckern versehen werden und die Stromleitungen der Motoren wurden mit Steckern für das Abnehmen der Fläche vom Rumpf einerseits, und das Abnehmen des Akkus andererseits versehen. Bei den drei Steuerleitungen der drei Regler ist es sehr wichtig, dass man bei zweien von ihnen das rote (mittlere) Kabel trennt (ich habe es aus dem Stecker gezogen), da nur einer der drei Regler den Empfänger über das BEC mit Spannung versorgen darf. Trennt man bei zweien die Plus-Leitung nicht, kann es zum Kurzschluss im Empfänger kommen.Da ich die Motoren auch mal getrennt regeln wollte, wurden sie am Empfänger auf drei Kanäle verteilt und nicht mit einem Y-Kabel verbunden. Der mittlere Motor geht auf den Gasknüppel und die zwei äusseren auf zwei Dreh-Regler. Mittels eines programmierten Mischers kann ich alle drei Motoren auf den Gasknüppel legen, was das Fliegen vereinfacht. Jedoch kann ich mit den Drehpotis an der Anlage die Drehzahl der einzelnen Motore angleichen - oder auch mal einen ausschalten !
Das Roll-Out
Schliesslich war es soweit. Die JU stand fertig zusammengebaut vor mir. Ich schob einen 3S 3200mAh LiPo in das Fach, das eigentlich für 7 bis 8 NiCd-Zellen konstruiert ist, und gab Strom auf den Empfänger. Nach Programmieren der Anlage waren alle Funktionen da. Noch schnell ein wenig Blei auf den mittleren Motorträger - die Nase ist schon wirklich kurz - und der Schwerpunkt liegt jetzt auf den Hauptholmen der Flächen. Mal kurz Gas auf alle Motoren - sie surren unisono und entwickeln einen wahnsinnigen Schub.
So, wie es aussieht, viel zu viel.
Mit leichtem Zittern in den Knien geht es jetzt auf die Bahn. Vorsichtig die Drehzahl erhöhen und schon rollt sie und hebt nach ca. fünf Metern wild steigend ab. Ich reduziere stark die Drehzahl und trimme auch etwas nach unten. Und nun ist es soweit: ganz langsam zieht sie vorbei und sieht aus, wie das Orginal. Auch im Flugverhalten ist sie so. Kurven mit viel Seite und das Querruder zum Stützen. Mit fast nur erhöhter Leerlaufdrehzahl bleibt sie oben und steuert sich wie ein "schwangerer Maikäfer". Ganz behäbig, obwohl sie ja fast nichts wiegt (ca. 1,5 Kg flugfertig). Nach acht Minuten wird gelandet. Die Landung gelingt auf Anhieb, wobei man auf das sehr kurze und kleine Fahrwerk achten muss. Nach dem Aufsetzen Höhe durchziehen, damit sie nicht auf die Nase fällt. Das Überziehverhalten ist vorbildlich. Man bekommt sie im Landeanflug fast zum Stehen...Zum Schluss das Bonbon: nach acht Minuten Flugzeit ist der 3200 mAh noch zu 87% !!! voll. Das lässt Flugzeiten von 15 Minuten und mehr zu.Was nun noch fehlt, ist das Finish. Für die Wellblech-Optik habe ich mich für einen wasserfesten, dunkelgrauen Permanent-Marker entschieden, mit dem ich dünne Streifen auf das graue Ora-Cover ziehen werde. Die Lufthansa-Kennung erstelle ich im PC und drucke sie auf Folie auf dem Farblaser aus. Wenn die JU-52 inclusive Kennung fertig ist, gibt es neue Bilder und ein Video vom Flug.
![]()
Nachtrag:
2018 las ein "Graupner JU-Enthusiast" meinen Baubericht und bearbeitete mich so lange, bis ich ihm die JU verkaufte. Er hatte in seinem Fundus schon vier! Graupner JUs in verschiedenem Outfit mit den original Motoren und war nun "heiss" auf eine mit Umbau auf BL.
Euer Ralf Heuser